Arbeitsmarktreport 2016: Fahrer im Nahverkehr gesucht

28.06.2016

Der DEKRA Arbeitsmarktreport 2016 zeigt schwarz auf weiß einen Trend in der Logistik auf. Den Fernverkehr vergeben Speditionen immer öfter an Subunternehmer und Partner im Ausland. Stellenangebote gibt es deshalb überwiegend im Regionalverkehr. Und das hat weitere Gründe.

 

Für den Report hat DEKRA vom 22. Februar bis 06. März 2016 genau 350 Stellenangebote für Berufskraftfahrer gesichtet und dabei geprüft, welche Aufgaben sie übernehmen sollen und

welche Fertigkeiten und Kompetenzen Arbeitgeber von Bewerbern erwarten. Der Trend geht eindeutig weg vom Fernverkehr, hin zum regionalen Verteilerverkehr. Hier haben Berufskraftfahrer viel Kundenkontakt

und benötigen teils andere Qualifikationen als in der Vergangenheit, so die Marktforscher. Verlässliche und teamfähige Bewerber mit Erfahrung im Nahverkehr

sind folglich bei der Jobsuche in einer guten Verhandlungsposition, so DEKRA.

Der klassische Fernfahrer, der der tagelang fern der Heimat unterwegs ist, scheint passé. Fast 60 Prozent der Unternehmen suchten für den Regionalverkehr (2009: 41,4 Prozent). Weniger als jeder fünfte Fahrer wurde für Touren im nationalen Fernverkehr gesucht. Der internationale Fernverkehr spielt nur noch eine untergeordnete

Rolle.

Für diese Entwicklung gibt es laut DEKRA verschiedene Gründe, beispielsweise

das steigende Güteraufkommen im Nahverkehr. Hinzu kommt der Fahrermangel und der Wunsch nach einer besseren

Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Logistikunternehmen setzen deshalb inländische Fahrer bevorzugt

im Lokalverkehr ein, internationale Touren vergeben sie oft an ihre internationalen

Standorte oder an Subunternehmen aus Ländern, in denen kein Fahrermangel

herrscht.

 

Welche Erfahrungen und Skills erwarten Personalchefs von potenziellen Lkw-Fahrern? Auch hier zeigt sich ein klares Bild. Erfahrung im Bereich Ladungssicherung bleibt Arbeitgebern das wichtigste Anliegen bei den berufspraktischen Qualifikationen. Denn schlecht gesicherte Ladung birgt viele Risiken, von Schäden an den transportierten

Gütern, über eine erhöhte Unfallgefahr bis hin zu Imageschäden als Folge

davon. Im Nahverkehr

machen Fahrer an vielen Stationen halt, müssen sich an fest definierte Zeitfenster halten

und sich vor Ort mit den Kunden abstimmen. In den untersuchten Stellenangeboten

fragen Recruiter daher doppelt so oft nach Erfahrung im Auslieferverkehr als noch

vor drei Jahren. „Idealerweise verstehen Fahrer die logistischen Prozesse in Lagern

und handeln entsprechend, wenn sie Waren anliefern oder abholen“, so der Report.

Erstmals nannten einige Personaler auch die duale

Ausbildung zum Berufskraftfahrer oder die beschleunigte Grundqualifikation als wünschenwert. Hinzu kamen die sogenannte

ADR-Bescheinigung (bei 21,4 Prozent der Stellen) sowie der Nachweis des Gabelstaplerscheins (bei 9,7 Prozent). Nur jedes vierte Anforderungsprofil

Erwartet von einem Bewerber gute Deutschkenntnisse.

Wichtiger scheint laut DEKRA -Report die Berufserfahrung, die fast zwei Drittel der

angebotenen Stellen voraussetzte.

Gut zwei von drei Anzeigen beschreiben gewünschte, persönlichen Eigenschaften der Bewerber. Dabei rangiert Verlässlichkeit und Genauigkeit mit 44,3 Prozent (2013: 34,5 Prozent) mit weitem Abstand auf Platz eins. Dagegen ist die körperliche Belastbarkeit (2013 nach 2016 von 19,6 auf 14 Prozent gesunken) nicht mehr entscheidend, denn inzwischen kommen entlang der gesamten Transportkette viele technische

Hilfsmittel zum Einsatz.

 

Auch bei den Arbeitszeiten hat sich viel verändert. Die gesuchten Mitarbeiter sind, soweit Angaben dazu gemacht werden, am

häufigsten tagsüber oder wochentags (rund 13 Prozent) unterwegs. Wochentouren fanden gerade noch eine Erwähnung.

„Der Fahrermangel hat nicht nur

dazu geführt, dass der Beruf familienfreundlicher geworden ist“, so der Report. Auch beim Thema Gehalt und Zusatzleistungen

scheint sich etwas bewegt zu haben: „Jeden fünften Bewerber erwartet eine ,leistungsorientierte

Bezahlung‘ – eine Formulierung, die für diese Berufsgruppe vor

drei Jahren noch kaum existierte.“ Interessant sei auch, dass Urlaubs- und Weihnachtsgeld in rund 15 Prozent der Stellen geboten wurden. Diese und weitere Extras fanden sich in keiner der zurückliegenden Analysen.

„Der Nachwuchsmangel bei Fahrern bleibt eine der großen Herausforderungen

der Branche“, folgert Dr. Peter Littig, Bildungspolitischer Berater der Geschäftsführung

bei der DEKRA Akademie, aus den Ergebnissen. „Monetäre Anreize und die Verbesserung der

Arbeitsbedingungen allein werden diesen nicht beheben können“, warnt er die Unternehmen. Es müssten auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass kleinere

Unternehmen leichter Berufskraftfahrer ausbilden und qualifizieren können.

 

Link zum Report 

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